Altdorf – Der TV Altdorf startet mit zwei Auswärtsspielen in die neue Saison. Eine Woche später steigt dann endlich das erste Zweitliga-Heimspiel vor Zuschauern.

Der Erfolg des TV Altdorf in den vergangenen Jahren ist eng verknüpft mit Trainer Milan Dörnhöfer. Er übernahm den Verein als Sorgenkind der Dritten Liga, führte ihn in die Zweite Bundesliga und legte eine Saison ohne ernsthafte Abstiegssorgen hin. Nun hat er sein Traineramt abgegeben, aber dem Verein nicht etwa den Rücken gekehrt. Im Gegenteil: An der Suche seines Nachfolgers war er aktiv beteiligt. Denn Dörnhöfer agiert neben Teammanagerin Annemarie Böhm fortan als sportlicher Leiter.

„Ein neuer Trainer bringt neuen Wind“, meint Böhm dann auch ganz pragmatisch auf die Frage, wie schwer Dörnhöfers Rückzug vom Spielfeldrand den Verein treffe. Indes verweist sie auf das gemeinsame Konzept, das sie beim TVA als erfolgversprechend ansehen. „Wir setzen von der Jugend an auf eine starke technische Ausbildung, auf eine starke Annahme und eine starke Abwehr“, erläutert Böhm. Bei der Trainersuche hätten Dörnhöfer und sie darauf geachtet, jemanden zu verpflichten, der dieses Konzept mitträgt.

Inzwischen bereitet sich die Mannschaft seit acht Wochen auf die neue Saison vor. In Aleters Training findet Böhm die Altdorfer Idee von Volleyball schon mal wieder. Ob dies auch unter Wettkampfbedingungen der Fall ist, werden die ersten beiden Punktspiele an diesem Wochenende zeigen.

Fünf Spielerinnen abgegeben

Neben Dörnhöfer gab es noch einige weitere Personalentscheidungen beim TVA. So gehören Co-Trainer Hannes Willmer und Athletiktrainer Lorenzo Fürg nicht länger zum Löwenrudel. Ebenso haben fünf Spielerinnen den Verein verlassen: Clara Fischer, Sandra Ullrich, Astrid Fürg, Magdalena Zerelles und Christina Sonnemann (ehemals Kosikowski). Ihnen gegenüber stehen mit Lea Neumann und Katarzyna Stanic bis dato nur zwei echte Neuzugänge. Die 1,81 Meter große Mittelblockerin Neumann kommt vom VC Neuwied, der in die Erste Liga aufgestiegen ist. Und auch Diagonalangreiferin Stanic bringt Zweitligaerfahrung mit. Zudem beendet Lara Krasser ihre Babypause.

Bekommt das Rudel noch internationale Verstärkung?

Den Kader komplettieren soll nun ein internationaler Transfer. Allzu viel will Böhm noch nicht verraten, aber es handelt sich wohl um eine Zuspielerin, die zwar keine Deutsche ist, aber in Nürnberg lebt. Die persönlichen Lebensverhältnisse der Spielerin sind es dann auch, die über das Zustandekommen eines solchen Transfers entscheiden. Denn Spieler anderer Clubs abzuwerben und nur des Volleyballs wegen nach Altdorf zu lotsen, das ist dem TVA weiterhin nicht möglich.

Wie die Liga schätzt Böhm auch den eigenen Kader ähnlich stark ein wie in der Vorsaison. Neben den Neuzugängen soll die Erfahrung aus der ersten Zweitligasaison die Abgänge kompensieren, um in einem „sehr, sehr ausgeglichenen Mittelfeld“ zu bestehen. Anders als der VC Neuwied im vergangenen Jahr hat bislang keines der Teams massiv aufgerüstet. Ziel des TVA ist nicht mehr allein der Klassenerhalt. „Besser als letztes Jahr“, gibt Böhm aus, also mindestens Platz 8.

Und das mit dem vermutlich kleinsten Etat der Liga: 60 000 Euro. Etabliert sich der TVA mittel- und langfristig in Liga 2, muss er seine Strukturen immer weiter professionalisieren. „Gerade genießen wir noch Welpenschutz“, sagt Böhm. Doch mit jedem Jahr Ligazugehörigkeit steigen die Lizenzgebühren. Ferner fordert der Verband nach drei und fünf Jahren hauptamtliche Mitarbeiter, zum Beispiel auf dem Trainerposten. Immerhin diese Forderung hat der TVA mit der Verpflichtung Aleters frühzeitig umgesetzt.

Geplant hat Böhm den Etat unter den Bedingungen einer weiteren Corona-Saison. Mit den Lockerungen der vergangenen Wochen fällt ein großer Kostentreiber weg: das Testen aller Spielerinnen, Trainer und Betreuer vor und nach den Spielen. Es gilt die 3G-Regel. Zugleich dürften die Einnahmen steigen, da wieder Zuschauer in die Halle dürfen. Wirtschaftlich wie sportlich haben sie laut Böhm große Bedeutung für den TVA. „Wir haben eine Mannschaft, die mit Herzblut spielt. Und das klappt einfach besser, wenn Fans da sind, die einen mit Herzblut unterstützen“, sagt sie über das Zusammengehörigkeitsgefühl auf Feld und Tribüne. Zum ersten Heimspiel gegen Freisen dürfen bis zu 200 Zuschauer in die Halle. Da bei dieser Auslastung kein Mindestabstand eingehalten werden kann, gilt allerdings Maskenpflicht.

Zweite Liga künftig im Pay-TV

Zunächst aber müssen die Fans mit dem Bildschirm zu Hause vorliebnehmen. Der TV Altdorf startet nämlich mit einem Doppelspieltag in Grimma und Dresden in die neue Spielzeit. Zu sehen sind die Spiele der Zweiten Liga künftig beim Pay-TV-Sender sport1extra.de. Die ersten beiden Wochenenden der neuen Saison sieht der Anbieter als Testphase, alle Spiele sind deshalb frei empfangbar.

An müde Beine gewöhnt

Der Doppelspieltag kommt dem TVA ganz gelegen, wie Böhm erläutert. Die Saison ist lang, es stehen viele Auswärtsfahrten an, da ist man froh, wenn man Dresden und Grimma an einem Wochenende verbinden kann. Die Zeit zur Regeneration hält Böhm für ausreichend. „Nach dem Training der vergangenen Wochen ist die Mannschaft daran gewöhnt, mit müden Beinen zu spielen“, sagt die Teammanagerin. Fehlen werden in Sachsen neben der möglichen, neuen Spielerin verletzungsbedingt noch Lara Krasser und Naomi Janetzke.

Grimma schätzt Böhm weniger stark als in der Vorsaison ein, musste das Team doch zwei ihrer stärksten Spielerinnen abgeben. Und Dresden hat sich wieder deutlich verjüngt, da mehrere Spielerinnen in die Erste Liga hochgezogen wurden. „Daher ist es ganz gut, dass wir gleich am Anfang auf den VCO treffen“, meint Böhm, „da haben sie sich vielleicht noch nicht ganz gefunden“.

Christian Geist