ALTDORF – Die Volleyballerinnen des TV Altdorf befinden sich nach wie vor in Quarantäne. Eine von zwei positiv getesteten Spielerinnen ist Alina Hösch. Im Interview spricht sie über ihren Krankheitsverlauf und gibt Einblicke in ihren Alltag.
Freitag, den 9. April, wird Diagonalspielerin Alina Hösch wohl nicht mehr so schnell vergessen: Da nämlich erhielt sie ihren positiven Corona-Befund. Mit der bestätigten Infektion musste sich die gesamte Mannschaft der Altdorfer Zweitliga-Volleyballerinnen in Quarantäne begeben, die beiden Partien gegen Allianz MTV Stuttgart II und die TG Bad Soden wurden gestrichen. Bis jetzt kam nur eine weitere Infektion dazu – unterschiedliche Testergebnisse lassen dabei auf einen falsch-positiven Befund hoffen. Im Interview spricht Alina Hösch über ihre Symptome, den Krankheitsverlauf und sie schildert ihren tristen Alltag in häuslicher Quarantäne.
Frau Hösch, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen aktuell?
Danke der Nachfrage. Ich hoffe, dass ich das Schlimmste jetzt überstanden habe. Aber es hatte mich ganz schön erwischt: Ich hatte Kopf- und Halsschmerzen, starken Husten, Schüttelfrost, hatte absolut keine Energie und wirklich heftige Kreislaufprobleme. Sehr unangenehm war der Druck auf der Brust, so eine Art Brennen in der Lunge. Das einzige, was ich nicht hatte, ist Fieber, Geruchs- und Geschmacksverlust.
Sind die Beschwerden mittlerweile abgeklungen? Sie klingen immer noch recht angeschlagen.
Ich bin immer noch wie verschnupft, die Nase ist dicht und die Stimme ziemlich belegt. Aber die akuten Symptome sind langsam, aber sicher am Abklingen, ja.
Wie hat sich die Infektion bemerkbar gemacht? Hatten Sie gleich zu Beginn den Verdacht, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben?
Nein, das hatte ich ganz und gar nicht. Es ging los mit Kopfschmerzen und einem seltsamen Schwindelgefühl. Zu diesem Zeitpunkt war ich aber noch Rennradfahren, es war ziemlich kalt, ich dachte, ich hätte mich einfach nur ein bisschen erkältet. Dann kam der Wetterumschwung dazu, den ich für meine Kopfschmerzen und das Schwindelgefühl verantwortlich gemacht habe. Auch ein Schnelltest am Mittwoch, also zwei Tage vor meinem positiven PCR-Befund, war noch negativ, so dass ich das Ganze wirklich nicht gleich mit Corona assoziiert habe und dachte, es würde sich lediglich um eine Erkältung handeln.
Man hört von unterschiedlichsten Krankheitsverläufen. Menschen, die völlig symptomfrei bleiben und Menschen, die richtig gebeutelt sind. Sie zählen zur zweiten Gruppe?
Das kann man schon so sagen, ja. An einem Tag bin ich noch in die Badewanne, weil ich ja nur von einer Erkältung ausgegangen bin. Als ich aus der Wanne gestiegen bin, hat es mich umgehauen. Mir wurde einfach schwarz vor Augen. Anschließend lag ich sechs Tage am Stück wirklich nur rum, konnte und wollte mich kaum bewegen und war völlig kraftlos und antriebslos. Bei der kleinsten Kopfbewegung habe ich gedacht, wieder umzukippen. Wenn es kein Corona gäbe, könnte man sagen, dass es sich wie eine sehr starke Grippe anfühlt, die man sich im Winter schon mal einfängt und die einen dann eine gute Woche dahinrafft. Diesen Montagmorgen bin ich zum Testzentrum in Erlangen zu Fuß gegangen, das sind knappe acht Minuten. Sonst laufe ich meinem Freund davon, jetzt musste ich ihn bitten, etwas langsamer zu machen, weil ich nicht mehr konnte.
Stichwort „Long Covid“: Wie groß ist Ihre Angst als Profisportlerin vor möglichen Langzeitfolgen?
Die Angst ist natürlich schon vorhanden, keine Frage. Ich habe schon gehört, dass die genauen Auswirkungen, die das Virus haben kann, erst in ein paar Monaten sichtbar sein werden. Ich lasse es auf jeden Fall ruhig angehen und werde mich auch vor Beginn der neuen Saisonvorbereitung genau untersuchen lassen.
Seit elf Tagen befinden Sie sich nun schon in Quarantäne. Wie sehen die Tage bei Ihnen aus?
Mittlerweile kann ich immerhin wieder aufrecht sitzen und mich etwas besser beschäftigen. Aber ich lebe mit meinem Freund zusammen, wir sind nach wie vor räumlich voneinander getrennt und kommunizieren ausschließlich über das Handy. Mein Zimmer verlasse ich wirklich nur, um mal auf die Toilette oder ins Badezimmer zu gehen. Mein Freund kocht für mich und stellt mir das Essen dann vor die Tür. Immerhin habe ich von einem Nachbarn ein elektronisches Piano ausgeliehen bekommen, darauf klimpere ich ab und zu ein bisschen rum. Alles in allem sind die Tage momentan sehr unspannend. Ich glaube, die Tatsache, dass man weiß, dass es Corona ist, und dass man sich in Quarantäne befindet, führt dazu, dass man sich bewusster krank fühlt als bei einer normalen Grippe. Man räumt der Krankheit automatisch viel mehr Platz im Kopf ein.
Haben Sie eine Vermutung, wo Sie sich infiziert haben könnten?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe im Nachhinein wirklich mit jedem Menschen, mit dem ich im Entferntesten zuvor Kontakt hatte, gesprochen und gefragt, ob bei ihm oder in dessen Umfeld eine Corona-Infektion bekannt wurde. Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht erklären, wo ich mich infiziert habe.
Bei Ihnen wurde die hoch ansteckende, britische Variante B 1.1.7. nachgewiesen. Haben Sie sich Sorgen gemacht, womöglich weitere Mitspielerinnen angesteckt zu haben?
Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Bis auf einen weiteren Fall, der aber noch nicht sicher bestätigt ist, fielen bislang alle Tests jedoch negativ aus. Das ist natürlich super und freut mich riesig. Man möchte ja schließlich nicht dafür verantwortlich sein, wenn andere Personen um einen herum wegen einem selbst erkranken.
Während vor allem im Profi-Fußball nur selten ganze Mannschaften in Quarantäne geschickt werden, musste sich Ihr Team geschlossen isolieren. Sehen Sie das als Ungerechtigkeit an? Werden andere Sportarten hier bevorzugt behandelt?
Grundsätzlich halte ich es schon für richtig, dass wir alle geschlossen isoliert wurden. Man weiß ja, wie hoch ansteckend die britische Variante ist. Und weil auch sonst alle Kontaktpersonen der Kategorie eins in Quarantäne müssen, finde ich es nur konsequent, dass wir das auch tun. Warum man das bei Profi-Fußballern nicht immer so macht, kann ich nicht beurteilen. Aber sind wir doch mal ehrlich: Bei uns sind jetzt zwei Spiele ausgefallen – das war‘s. Es geht bei uns nicht um Existenzen, insofern muss die Gesundheit klar an erster Stelle stehen. Natürlich ist es für die Spielerinnen sehr schade, die Saison nicht wie geplant zu Ende spielen zu können. Aber es ist auch nicht super dramatisch.