ALTDORF/BERLIN – Mit einem ausgezeichneten 6. Platz überraschte die Beach-Volleyballmannschaft des Leibniz-Gymnasiums beim Bundesfinale der Schulen in Berlin. Diese Leistung ist umso höher einzuschätzen, als das Team im Kräftemessen der 16 Landessieger klangvolle Namen im Volleyball wie das Sportgymnasium Schwerin oder das Pierre-de-Coubertin-Gymnasium Erfurt hinter sich lassen konnte.

Bereits der Sieg auf Landesebene kam für die junge Mannschaft etwas unerwartet, und so reiste man mit nicht allzu hoch gesteckten Erwartungen in die Bundeshauptstadt. Möglichst nicht unter die letzten Vier, so lautete die Devise, und dieses Minimalziel schien bereits nach dem ersten Spiel in greifbarer Nähe. Am ersten Wettkampftag, der bei ungemütlich kalten Temperaturen, böigem Starkwind und zeitweiligem Regen die Spielerinnen und Spieler körperlich und taktisch extrem forderte, spielten die 16 Teilnehmer zunächst in vier Vorrundengruppen im Modus Jeder-gegen-Jeden die Platzierungen für die weiteren Spielrunden aus. Die anfängliche Begegnung gegen die Vertretung aus Speyer in Rheinland-Pfalz entpuppte sich als lösbare Aufgabe. In der Anfangsformation mit Nora Brieger/Anna Lochschmidt im Mädchendoppel,  Yannick Bibelriether/Lennart Minkwitz im Jungen-Doppel sowie Nadja Nawrat/Marius Kürschner im Mixed konnte man drei ungefährdete 2:0-Satzerfolge einfahren und damit dem ungeliebten letzten Gruppenrang entkommen, der in die Platzierungsspiele 13-16 führte.

Deutlich schwieriger gestaltete sich das zweite Gruppenspiel gegen das Mariengymnasium Bocholt aus Nordrhein-Westfalen, das mit einer auf hohem Niveau ausgeglichenen Mannschaft aufwartete. Mit in allen drei Teilbegegnungen knappen Satzergebnissen verkauften sich die Leibnizianer dennoch sehr gut, mussten aber in der Endabrechnung eine 1:2-Niederlage einstecken. Brieger/Lochschmidt, die im gesamten Turnier eine äußerst solide Leistung zeigten – die Mädchen einschließlich Nadja Nawrat verloren überhaupt nur eine Begegnung, und dies gegen den späteren Bundessieger −, konnten ihr Spiel gewinnen, während sich Mixed und Jungendoppel knapp geschlagen geben mussten. Immerhin hatte man dem späteren Bronzemedaillen-Gewinner lange Paroli geboten.

Damit hieß es im letzten Vorrundenspiel Alles-oder-Nichts, denn mit Platz 3 in der Gruppe hätten in der Überkreuzrunde entweder Berlin oder Dresden als Zweiter der stark besetzten Parallelgruppe gewartet und damit ziemlich sicher das vorzeitige aus um die Plätze im Vorderfeld. Der Vorteil der Leibniz-Mannschaft lag in der großen Ausgeglichenheit der Spielerinnen und Spieler, sodass die Betreuer Bettina Bibelriether und André Helmcke ihr Team den taktischen Erfordernissen entsprechend variabel aufstellen konnten. So schickte man gegen die nicht zu unterschätzende Vertretung aus Bremen im Mädchen-Doppel diesmal Brieger/Nawrat an den Start, bei den Jungen traten Bibelriether/Kürschner an, das Mixed bestritten diesmal Laura Volkmann und Moritz Ratka. Alle drei Teilbegegnungen waren hart umkämpft; während das Mixed knapp verloren ging, setzten sich die Jungen ebenso knapp in zwei Sätzen durch. Richtig spannend machten es aber die Mädchen: Nach einem engen 15:13 im ersten Satz verloren sie den zweiten 11:15, bevor es im dritten bis in die Verlängerung ging. Erst beim Endstand von 18:16 konnten die Bayern den Gesamtsieg und damit Rang 2 in der Vorrundengruppe bejubeln.

Neben dem sportlichen Erfolg bot der erste Wettkampftag noch ein weiteres Highlight, denn mit Laura Ludwig, die zusammen mit ihrer Partnerin Kira Walkenhorst 2016 olympisches Gold und 2017 den Weltmeistertitel im Beachvolleyball erspielte, weilte kurzzeitig prominenter Besuch auf der Anlage, und die Leibnizianer gehörten zu zwei glücklichen Teams, die sich mit der Ausnahme-Volleyballerin ablichten lassen durften.

Am Tag 2 der Wettkämpfe, diesmal bei allmählich stabiler werdenden Wetterbedingungen, hatten die Altdorfer Spieler somit bei einem weiteren Sieg gegen den Drittplatzierten der Parallelgruppe, das Rotteck-Gymnasium Freiburg, die Chance, sich ins Viertelfinale und damit unter die besten acht Teams des Landes zu kämpfen. Dass die Baden-Württemberger in ihrer stark besetzten Gruppe Platz 3 errangen, gab Anlass zur Vorsicht, und tatsächlich war die Begegnung nichts für schwache Nerven. Kürschner/Nawrat mussten sich im Mixed äußerst knapp mit 15:17 und 13:15 geschlagen geben. Bibelriether/Ratka und im Wechsel Minkwitz ließen einem 20:18-Krimi im ersten Satz der Jungen ein ebenso knappes 13:15 folgen, sodass es in den Entscheidungssatz ging, der dann mit 15:7 deutlich an die Bayern fiel. Das Zünglein an der Waage war somit das Mädchen-Doppel, und Brieger/Lochschmidt spannten die inzwischen zahlreichen Zuschauer ebenfalls auf die Folter. nach 15:13 im ersten und 9:15 im zweiten Satz ging es auch hier über die volle Distanz. In einem spielerisch ausgeglichenen Satz lagen die Leibniz-Mädchen lange vorne, jedoch ließen die Gegnerinnen nicht locker und kämpften sich bis auf 13:11 heran. Die Altdorferinnen behielten jedoch die Nerven, nahmen eine Auszeit und konnten sich nach einem Fehlaufschlag und einem ins Seitenaus gespielten Ball der Freiburgerinnen mit Mannschaftskameraden und Betreuern über den 2:1-Gesamtsieg freuen.

Nach der Auslosung der Viertelfinalpaarungen war klar, dass die Reise der Leibnizianer nicht bis ins Halbfinale gehen würde, denn mit dem Schul- und Leistungssportzentrum Berlin hatte man glatt den dicksten Brocken und haushohen Favoriten auf den Gesamtsieg an Land gezogen. Die Berliner wurden ihrer Rolle gerecht und kamen zu einem ungefährdeten 3:0-Erfolg. Dass man gegen die in Berlin versammelte Volleyball-Elite Deutschlands und ein mit Jugendnationalspielern gespicktes Team antreten durfte, war für die Altdorfer aber sicher ebenfalls ein Erlebnis der besonderen Art.

Da die gesteckten Ziele bereits mehr als erfüllt waren, konnten die Altdorfer in der Qualifikationsrunde für die Plätze 5 bis 8 befreit aufspielen. Dort traf man ebenfalls auf einen hochkarätigen Gegner, das Sportgymnasium Schwerin aus Mecklenburg-Vorpommern. Gegen Schwerins starkes Jungen-Doppel konnten Bibelriether/Kürschner mit 8:15, 7:15 wenig ausrichten. Die Mädchen, diesmal mit Brieger/Nawrat, machten dagegen kurzen Prozess mit ihren Gegnerinnen (15:7, 15:5). Mit Anna Lochschmidt und Lennart Minkwitz im Mixed, die in dieser Konstellation noch nicht aufgelaufen waren, hatten die Betreuer Bibelriether und Helmcke diesmal wieder ein Überraschungspaket für den Gegner geschnürt, und die beiden Spieler drehten nach knapp verlorenem ersten Durchgang mit 15:10, 15:11 in den Sätzen 2 und 3 tatsächlich noch den Spieß um und fuhren den umjubelten Siegpunkt zum 2:1-Mannschaftserfolg ein.

Damit standen die Altdorfer am Abschlusstag im Spiel um Platz 5 gegen die Main-Taunus-Schule aus Hofheim. Die Hessen hatten sich in der Vorrunde als Gruppenerster qualifiziert und waren erst im Viertelfinale gegen ein starkes Team aus Dresden ausgeschieden. Somit war auch hier ein harter Kampf zu erwarten, und der Verlauf der Begegnung ähnelte der gegen Schwerin, allerdings in veränderter Besetzung auf Altdorfer Seite. Lautstark unterstützt wurden die Leibniz-Schüler diesmal übrigens von der Leichtathletik-Mannschaft des Förderzentrums für Körperbehinderte in Altdorf, die zum paralympischen Bundesfinale ebenfalls nach Berlin angereist war. In der Partie unterlagen Minkwitz/Ratka im Jungendoppel klar, während die Mädchen, diesmal in der Stammbesetzung Brieger/Lochschmidt, die Hessen in Satz 1 mit 15:2 regelrecht deklassierten und im 2. Durchgang dann ein vom Spielstand knapperes, jedoch spielerisch nie gefährdetes 15:13 folgen ließen. Im Mixed boten die Altdorfer diesmal mit Nawrat/Bibelriether ihre angriffsstärkste Konstellation auf, die nach 12:15, 15:12 in den dritten Satz musste. Leider erwischte man im Entscheidungsdurchgang keinen guten Start, sodass die Hofheimer schnell eine 4-Punkte-Führung erspielten, die sie bis zum Satzende nicht mehr abgaben. Mit Platz 6 in der Abschlusstabelle haben die Leibniz-Schülerinnen und- Schüler jedoch alle Erwartungen weit übertroffen, und Marius Kürschner konnte bei der Siegerehrung aus den Händen der Ehrengäste Victoria Bieneck, amtierende Deutsche Meisterin, und Ilka Semmler, Olympia-Teilnehmerin im Beachvolleyball, die Urkunde für eine hervorragende Platzierung in Empfang nehmen.

Obwohl nicht als Spieler im Finale, wurde den Leibnizianern zum Abschluss der Wettkämpfe dennoch eine Ehre zuteil, denn da sie nicht nur auf dem Spielfeld sondern auch an dessen Rand als Schiedsrichter eine ausgezeichnete Leistung geboten hatten, wurden sie vom Berliner Organisationsteam als Schiedsrichter für das Finalspiel zwischen Berlin und Dresden ausgewählt, das die Bundeshauptstädter in einer hochklassigen Partie für sich entschieden.

Neben dem sportlichen Programm blieb für die Altdorfer wenig Zeit die Hauptstadt zu erkunden, doch einige Abstecher an den Potsdamer Platz, ans Brandenburger Tor oder den Reichstag haben Lust auf mehr gemacht, und die Leibniz-Schüler verließen Berlin mit dem Vorsatz „Wir kommen wieder“.

André Helmcke

Endstand: 1. Schul- und Leistungssportzentrum Berlin; 2. Sportgymnasium Dresden, Sachsen; 3. Mariengymnasium Bocholt, Nordrhein-Westfalen; 4. Giebichenstein-Gymnasium „Thomas Müntzer“ Halle, Sachsen-Anhalt 5. Main-Taunus-Schule Hofheim, Hessen; 6. Leibniz-Gymnasium Altdorf, Bayern; 7. Pierre-de-Coubertin-Gymnasium Erfurt, Thüringen; 8. Sportgymnasium Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern; 9. Gymnasium Martino-Katharineum Braunschweig, Niedersachsen; 10. Rotteck-Gymnasium Freiburg, Baden-Württemberg; 11. Oberschule an der Ronzelenstraße, Bremen; 12. Stadtteilschule Alter Teichweg, Hamburg; 13. Von Saldern- Gymnasium Europaschule Brandenburg; 14. Geschwister-Scholl-Gymnasium Lebach, Saarland; 15. Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium Speyer, Rheinland-Pfalz; 16. Jungmannschule Eckernförde, Schleswig-Holstein

Foto oben v.l.n.r:
Lennart Minkwitz, Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig, Moritz Ratka, Nadja Nawrat, Anna Lochschmidt, Marius Kürschner, Laura Volkmann, Yannick Bibelriether, Nora Brieger

Foto unten:
Nora Brieger und Anna Lochschmidt